Jenseits der Grenzen – Kapitel X

KAPITEL X

SALLY

Sally, ein junges Mädchen im Alter von sechzehn Jahren, welches hohe Leistungen in der Schule erbrachte, hatte eine führende Rolle in der Theater-Gruppe inne.

Da gibt es eine normale Menge an Angst und Stress, doch sie ging damit perfekt um.

Am Tage der Aufführung, um die Mittagszeit, beendete ihr Freund die Beziehung zu ihr. Die daraus resultierende DEPRESSION und der EMOTIONALE STRESS ist verheerend und Sally findet es müßig, darüber nachzudenken, viel weniger zu tun.

Sie war immer zuverlässig und sie wusste, das Spiel hing enorm von ihrer Zuverlässigkeit ab. Sie würde sich dem nicht ergeben. Sie konnte sich dem nicht ergeben. Sie würde vorwärts gehen und erfolgreich sein, wie sie immer erfolgreich war. Sie war ein Mädchen mit einem festen Willen. Sie war ein Mädchen mit Mumm. Sie konnte tun was immer sie ihren Gedanken befahl zu tun.

Sally trippelte an die Stufen, die zur Bühne führten. Ihre Zehen bewegten sich nur schleppend und sie hatte einen befremdlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie hatte Probleme, ihre Augen auf einen Punkt zu fixieren und sie war sich vage bewusst, dass etwas nicht stimmt. Doch genau das bestärkte sie darin, sich für das Antreiben zu entscheiden.

Hier ist er, der immer vorhandene Druck erfolgreich zu sein. Als dieser Weg immer schwerer wurde, wuchs dieser Druck in einer Art, den es so in der Realität nicht gibt. Sie verliert ihre Fähigkeit zu urteilen, und genau jetzt wird dieses Spiel weit wichtiger als es verdient wichtig zu sein.

Nach fünf Minuten im ersten Akt werden die Beine Sally nicht länger unterstützen und sie wird auf die Bühne fallen. Sie kann kaum sprechen und die Realität entschwindet ihr. Sie wirde schnellstens ins Krankenhaus gebracht und auf eine Überdosis Drogen getestet.

Was als nächstes passiert, ist weitestgehend einem glücklichen Zufall geschuldet. Sehr wenige Ärzte sind in der Lage, auf Grundlage der konfusen und fragmentierten Symptome, die Sally angeben kann, eine MG zu diagnostizieren.

Sie ist erschrocken und hat so etwas noch nie in ihrem Leben erlebt. Sie hat das erste Mal in ihrem Leben versagt. Sie hat noch ihre Zielstrebigkeit, und wie auch immer, es ist ihre Zielstrebigkeit zu gewinnen, die sie in die MYASTHENIA GRAVIS einschließt.

Auf der folgenden Seite ist eine Grafik, die zeigt, wie Sally in diesen Schlamassel geriet. Das alles passierte Sally an einem Tag, aber die Ereignisse, die zur MG führten, konnten leicht stattfinden über, grob gesagt, eine Woche, über einen Monat oder gar über ein Jahr hinweg.

Die Absenkung des GF

Ich bin überzeugt, wenn es möglich gewesen wäre, Sally gleich nach ihren ersten MG Erfahrungen zu diagnostizieren und wenn dem richtigen Weg gefolgt wäre, der auf das Verstehen des Grenzfaktors und der gesteigerten Fähigkeit der Kommunikation des Geistes mit den Muskeln basiert, es wäre möglich gewesen, ihre Kondition zu stabilisieren oder gar ins Gegenteil zu verkehren.

Es scheint logisch, obwohl ich es nicht beweisen kann, je länger ein Mensch unter den Bedingungen der MG funktioniert, desto länger mag es scheinen, eine Kontrolle darüber oder gar eine Remission zu erreichen.

Wenn der ursprüngliche Grund für diese Attacke, in diesem Fall der Freund, ins Hospital gehen würde und Sally einen Kuss geben und ihr sagen würde, dass er sie liebt, würde dies die Depression abbauen, die der Grund für die Absenkung des Grenzfaktors ist.

Dann, wenn das Krankenhaus mit seinem Equipment und Ärzten und Krankenschwestern motiviert genug das Selbstvertrauen anregt um die Furcht zu negieren, welche bei dieser Erkrankung immer hervorgerufen wird, könnte Sally wahrscheinlich aus dem Krankenhaus spazieren ohne jeden Gedanken, sie könne Myasthenia Gravis haben.

Es würde als ein Fall von Nervenzusammenbruch und Stress beschrieben werden.

Wie stehen die Chancen von diesem Ereignis? Unentschieden für den Freund, doch es gibt eine kleine bessere Chance, dass das Krankenhaus die Angst abschwächt, die die MG verursacht.

Wie konnte Sally überhaupt in diesen Schlamassel geraten? Früher habe ich gesagt, dass es drei Dinge braucht, die zur gleichen Zeit zusammentreffen müssen, um die Bedingungen zu erzeugen, die die Myasthenia Gravis hervorruft.

Heftige Furcht—Depression–Stress, ein starker Leistungsdruck zusammen mit einer gesteigerten Fähigkeit der Kommunikation des Geistes mit den Muskeln.

Sallys gesteigerte Fähigkeit wurde geweckt als sie neun war, als sie von einem Auto angefahren wurde. Die Monate der Wiederherstellung, Stunden um Stunden unmenschlicher Anstrengungen in Therapien, immer davon bestimmt, auszuführen was gesagt wurde, obwohl es nicht ausführbar war, führte zu dieser Fähigkeit. In dieser Zeit wurde auch der Gedankengang erzeugt, welcher sagte:

”Ich kann alles tun, ich kann meinen Geist auch so beeinflussen.“

Das Wort „SCHEITERN“ wurde aus ihrem Denken eliminiert.

Ihr intensiver “Leistungsdruck” war meistens selbst erzeugt und kam außerdem durch die Unterstützung, welche sie während ihrer Rehabilitation erhalten hat.

Ihre Familienbande waren sehr stark und sie würde nicht darüber nachdenken, ihre Familie zu enttäuschen.

An der Oberfläche des “ Starken Angst-Depression-Stresses” schien sich das nicht zu manifestieren, doch ihr linker Arm konnte nicht wieder hergestellt werden und war ein wenig missgebildet. Für Sally bedeutete dies, dass sie nicht so anziehend war wie die anderen Mädchen. Und als dann Bill in ihr Leben trat war sie auf Wolke Sieben!

Die Intensität des Schauspielens und das im Besitz sein eines attraktiven Freundes konnte nicht mit der Depression mithalten als sie umfiel. Die Depression war mehr als intensiv genug um ihren GF zu senken.

Seit diesem Moment liegt Sally in einem Krankenhausbett und ihr Inneres verzehrt sich wegen des Verlusts von Bill.

Es spielt keine Rolle, wie groß oder ernst der Grund der Schmerzen ist.

Es spielt eine Rolle wie er wahrgenommen wird und für Sally ist dieser Schmerz so monströs, so groß, dass sie zu niemandem darüber in der Lage ist zu sprechen.

“Sie würden es nicht verstehen. Sie würden dumme Sachen sagen, wie ‘er ist halt ein Junge’. ‘Es gibt mehr als nur einen Fisch im Ozean’ etc. etc. Ich würde am Ende einverstanden sein mit ihnen, nur damit sie ihre Ruhe haben, also warum es versuchen?” denkt sie. “ Sie würden es nicht verstehen! Und ich möchte es nicht erklären!”

Es ist ein Fakt, Sally war nicht imstande zu erklären, sie verstand ja vieles selbst nicht. Es war eben passiert, das war alles!

Die Depression und die reellen Verletzungen hielten ihren GF niedrig und wenn sie versuchte zu funktionieren und scheiterte, dann war es die Angst, die dadurch erzeugt wurde, die den GF weiter nach unten presste.

Und wenn sie ihr Letztes gäbe, wirklich alles versuchte, wie sie es immer getan hatte, dann tat sie dem GF Gewalt an und das Immunsystem senkte den GF immer weiter bei dem Versuch sie zu schützen.

Das Immun-GF- System ist wirklich ein sehr gutes System, welches dazu dient, Sally in Sicherheit zu halten, aber es musste wieder in den Ursprungszustand zurückkehren.

Sally musste RELAXEN. Sie musste viele Dinge tun, die ihrer Natur widersprachen. Sie durfte nichts versuchen, was sie zu dem Punkt zurückbrachte, als die MG erwachte.

Zusätzlich dazu, und das ist der schwierigste Teil, musste Sally sich selbst von ihrer Angst befreien und dem Monster, das sie von innen heraus zerstörte.

Die Chancen stehen gut, dass sie den Schmerz nicht an sich ranlässt, der ihr durch den von Bill verursachten Schlussstrich zugefügt wurde.

Die Chancen waren richtig gut, dass Sally es so handhaben würde, wie ich es tat!

Blende es aus! ——- Baue eine Mauer-verfuge die Spalten-lebe dein Leben weiter!

Hätte doch Sally nur nicht ihre besondere Fähigkeit der Kommunikation des Geistes mit den Muskeln entwickelt!

Als Bill sie verließ, wäre sie depressive geworden, aber ohne die Fähigkeit, den GF zu „vergewaltigen“, hätte sie keine MG entwickelt. Sie wäre niemals auf der Bühne zusammengebrochen. Sie wäre einfach in einen einfacheren Modus gewechselt.

Natürlich, wenn Sally nicht diese besondere Fähigkeit entwickelt hätte, würde sie heute in einem Rollstuhl sitzen. Sie hätte nicht die sehr schlimmen Verletzungen überlebt, die sie von dem Autounfall davontrug.

Das war ein Tausch. Wieder einmal hatte das Überleben über die Sicherheit gesiegt. Man könnte meinen, dass Sally nun die Zeche dafür zahlen musste.

Für den Fall, dass sie sich fragen, ob Sally in der Realität existiert, nein tut sie nicht.

Ich habe sie erfunden, ein Mädchen in Illinois, ein anderes in England und ein weiteres halbes Dutzend Männer und Frauen.

Ich empfand es viel leichter, über Sally zu diskutieren, als ständig über mich zu sprechen.

Eine Frage drängte sich in meinen Kopf, warum ist die MG so selektiv? Warum betraf sie bei einem Menschen die Beine und nicht die Arme und bei einem anderen Menschen die Arme mehr als die Beine?

Warum haben manche Schwierigkeiten ihre Augenlider zu heben und andere nicht?

Es gibt Anzeichen dafür, aus meiner eigenen Erfahrung und aus Unterhaltungen mit anderen, die mich zu dem Schluss führen, dass diese Gebiete vorbelegt sind durch Störungen nachfolgender Geschehnisse, durch das Überschreitens des GF in genau diesem Gebiet.

Ein Bespiel dafür könnte ein Läufer in den letzten fünf Sekunden seines Rennens sein.

Der extreme Leistungsdruck würde die Produktion der exzessiven Muskel zu Gehirn-Signale stimulieren, welche den GF übertreten. Die daraus resultierende Schwäche, nachdem das Rennen vorüber ist, durch den Druck auf den GF durch das Immunssystem, würde als normale Reaktion auf eine große Anstrengung akzeptiert.

Ist der starke Angst-Depression-Stress nicht vorhanden, würde dies nicht in einer MG resultieren. In dem Moment, wenn das Rennen vorbei ist, würde der Läufer das Übertreten des GF stoppen und mit nichts anderem, als ihn niedrig zu halten, würde er zum normalen Zustand zurückkehren.

ICH BIN ÜBERZEUGT DAVON, DASS WENN DER GF EINMAL ÜBERTRETEN IST, UND SEI ES NUR FÜR EINE KURZE ZEIT, DASS ER GESCHWÄCHT IST UND IMMER HÄUFIGER IN DER ZUKUNFT ANFÄLLIG FÜR DIE ÜBERSCHREITUNG WIRD.

Der Läufer ist für eine MG prädisponiert in seinen Beinen.

Behaltet im Kopf folgenden Fakt, dass die Überschreitung des GF von Zeit zu Zeit nicht von sich aus allein ihn in Gefahr bringt. Die anderen Elemente, die eine MG-Person ausmachen, müssen auch präsent sein.

In meinem eigenen Fall erinnere ich mich an viele Zeiten, in denen ich Dinge mit meinen Händen und Armen tat, die andere versuchen und fallen lassen würden.

Es schien so zu sein, dass ich in der Lage war im Job so lange Leistungsdruck aufzubringen, bis der Job vollkommen erledigt war.

Einfache Tätigkeiten, wie das Öffnen eines Deckels von einem Schraubglas. Zwei oder drei Menschen würden es probieren, Einige größer und stärker als ich, und sie würden aufgeben.

Beim Versuchen würden sie vielleicht sagen: ” Ich habe es für dich schon gelockert.” Kann sein, sie taten das das eine oder andere Mal. Aber ich konnte mich nie damit abfinden.

Diese Art von Vorfällen ereignete sich mein ganzes Leben lang.

Als ich der MG das erste Mal begegnete, waren meine Arme betroffen. Danach kamen Doppelbilder und dann, auf einer geringeren Stufe, meine Beine. In dieser Zeit dachte ich noch, dass ich darauf bestehen könnte, dass sie ihre Arbeit tun und dass sie das auch befolgen würden.

Ich hatte noch viel dazu zu lernen. Ich war mein schlimmster Feind. Die Zielstrebigkeit, die mich so gut leitete, war es nun, die mich ganz sicher dazu führte, dass ich in der MG gefangen war.

In Abwesenheit von MG, führt die Zielstrebigkeit zu einer besseren Leistung.

Ist der GF einmal nach unten gefahren wegen verschiedenen Angst-Depression-Stress-Dingen und fällt das zusammen mit zielgerichteter Anstrengung führt dies zu geringerer oder gar keiner Leistung.

Die MG-Person hat das zu verstehen und muss ihre Herangehensweise umkehren. Das Beibehalten der alten Verhaltensmuster führt zu myasthenen Krisen.

Die Zielführung ist immer noch sehr nützlich, ich würde es hassen, wenn ich zusehen müsste, dass irgendwer aufgibt, nur die Herangehensweise muss sich ändern.

Anstelle der direkten Herangehensweise: “mehr Impulse erzeugen- Volldampf voraus” muss die MG-Person lernen, rückwärts zu gehen, um nach vorn zu gelangen.

In vielen Fällen wird ein besseres Resultat erzielt, wenn man sich erholt und weniger Impulse erzeugt.

Dieser scheinbare Widerspruch mag erklären, warum so wenige MG Menschen ihren eigenen Weg finden aus diesen Bedingungen.

Automatik oder Viergang-Schaltung

Die meisten von uns müssen nicht über eine Gangschaltung nachdenken, wenn wir von unserem Körper sprechen. Als gesunde Menschen werden wir mit einer Automatischen Schaltung geboren, die all das Denken für uns übernimmt. Es ist in unser Design integriert und es ist ein sehr gutes Design.

Ich bezweifele, dass irgendjemand in Detroit es besser machen könnte.

Sally, wie auch immer, wurde von ihrer Automatik verraten. Sie hatte vor, in voller Geschwindigkeit vorwärts durch ihre Darbietung zu spielen. Stattdessen fand sie sich auf dem Bühnenboden für einen Augenblick fast tot wieder.

Sally tat sehr viel, damit sie jedes Mal die gleichen Resultate erwarten konnte. Sie verließ sich auf ihre Automatik.

(Ohne Hilfe brauchte ich dazu, wenigstens zwanzig Jahre)

Sallys beste Option ist der Beginn, in der Terminologie einer Gangschaltung zu denken.

Wenn sie morgens aufsteht, darf sie ihren Körper so lange nicht in den Gang schalten, bis ihr GF die Chance hat, sich soweit auf die Stufe zu erheben, dass sie Signale geben kann.

Sie kann diesen Prozess unterstützen, aus meiner Erfahrung heraus, indem sie die Meditation und Fantasie benutzt. Ich stelle mir das vor, wie das Öffnen des Garagentores. Ganz offensichtlich ist, dass wir, wenn wir zuerst den Gang einlegen, bevor wir das Tor öffnen, das Resultat viel schlechter ist, als wir uns das wünschen.

Sally hat nun das Tor geöffnet. Was kommt als nächstes? Sie schaltet dann in „Langsam“, dann in den zweiten Gang und nun ist sie schon im höchsten Gang. Kann sie den Rest des Tages meistern, nur herumfahrend als eine Person mit Automatik?

Als „Al“ in „Hör mal wer da hämmert…“ würde ich sagen: „Ich denke nicht, Tim.“

Wie weit Sally kommt, ist bestimmt durch die Menge an Benzin in ihrem Tank.

Nach sechsunddreißig Jahren habe ich immer einen vollen Tank und kann durch einen gut gefüllten Tag kommen, aber Sally – zu diesem Zeitpunkt hat nur ein paar Gallonen.

All dies muss Sally nun einkalkulieren. Wie weit kann sie gehen, bis sie zu weit gegangen ist und nicht wieder zurück kommt?

Wenn ihr das Benzin ausgeht (MG-Schwäche) sagen wir nach 60 Meilen, wäre es eine Dummheit, die 30 Meilen Marke zu überschreiten, ohne umzudrehen und nach Hause zu kommen.

Man muss im Hinterkopf behalten, aus meiner eigenen Erfahrung, dass, wenn sie die 60 Meilen Marke jetzt an diesem Punkt ihrer Genesung überschreitet, sie ihre Kondition weiter schädigen wird und sie morgen nur in der Lage sein wird, 30 Meilen zu fahren.

Ihr Ziel sollte sein, vor den Grenzen anzuhalten.

Sei aktiv, ja, doch halte inne, stoppe deine Aktivität, bevor die MG-Schwäche einsetzt.

Sally ist eine Minderjährige, so dass ich nicht davon ausgehen kann, dass sie mit dem Trinken beginnt.

Alkohol war ein Weg, den ich fand, meinen Tag zu begrenzen, aber es musste noch andere Lösungen für dieses Problem geben und ich bin überzeugt davon, sobald sich die Medizin der Notwendigkeit dessen bewusst wird, werden Dutzende Lösungen dieses Problems gefunden.

Aus dem oben geschriebenen ist es ersichtlich, dass Sally in eine schwierige Zukunft blickt.

Die gute Neuigkeit ist, wenn auch schwierig, dass Sally die Eigenschaften meistern kann, die sie braucht, um die Kontrolle über ihren Körper und ihr Leben wieder zu erlangen. Es ist, nach allem, nicht unmöglich, das Fahren mit einer Gangschaltung zu erlernen!